„Alter Falter,
ganz schön knackig für dein Alter“,
dacht‘ ich mir.
„Mal knackt‘s dort und mal knackt‘s hier …“
Stöhnen bei normalem Gehen,
Ächzen schon nach läng‘rem Stehen
und vom Schmerz beim Treppensteigen
ganz zu schweigen …
MRT bringt Diagnose
wie erwartet: Knie-Arthrose.
Therapie: Hyaluron?
Danke bestens, hatt‘ ich schon:
Außer Spesen
nix gewesen!
Letzter Ausweg: Arztgenie
repariert das linke Knie
nach erfolgter Anamnese
mittels einer Teilprothese.
Nach dem Eingriff darf ich starten
in die Reha voll Erwarten.
Sanft geht‘s los mit Lymphdrainage,
dann erfolgt schon die Blamage:
Muskeltraining – holldrio,
auf ins Fitnessstudio!
(Nie zuvor geseh‘n von innen …)
Tropfen von der Stirne rinnen.
20 Kilo schafft die Omma!
Ha, ein Klacks … ach nee, das Komma
steht auf dem Gewichtsmodul
VOR der Null …
Trampeln auf dem Ergometer
und die Narbe macht Gezeter.
Nach dem Training an Geräten
bloß zum Essen nicht verspäten!
Na, nicht schnell genug bewegt?
Tja, Buffet ist leergefegt …
Nach dem Mittag heißt‘s marschieren,
das Gelenk mobilisieren,
dann Gymnastik an der Stange,
dass man Kräfte neu erlange.
Anschließend Spezial-KG,
Gruppenwandern um den See,
nochmal Physiotherapie …
Zack, jetzt knackt das rechte Knie …
Meine Muse ist zurzeit
offenbar nicht kussbereit.
Nein, wir hatten keinen Streit,
doch mangelt's seit 'ner Ewigkeit
ihr schon an Lust zur Teamarbeit!
Und gegen Frühjahrsmüdigkeit
ist auch die Muse nicht gefeit.
Doch gab's vor gar nicht langer Zeit
so manchen Tag, da wir zu zweit
Gedichte schufen Seit' an Seit'.
Drum, Leser, nutz die Möglichkeit
und klicke dich mit Spaß und Freud'
durch Werke der Vergangenheit!
Quasi als Antwort auf meine Klage, derzeit einfach zu fantasielos (na gut, manchmal auch zu faul) zu sein, bekam ich zum Geburtstag das folgende Gedicht von Brigitte Philippi, das ich mit ihrer Erlaubnis hier veröffentliche:
Glückwunsch dir am Ehrentag,
viel Gesundheit, wenig Plag,
dies sei dir gegönnt, so trag’
sechzig Jahre ohne Klag’.
Ich beschwör dich außerdem:
Lass nicht Prosa und Poem.
Trage Sorge, dass gelingt,
was dich Jahr um Jahr beschwingt.
Doch wie wird aus Vers Gedicht
mit Gefühl und mit Gewicht
Kann es sein, dass Bahn sich bricht,
was im Innern längst bereit,
lediglich bedarf der Zeit?
Geht es so, wie ich beschreib
hier es nun zum Zeitvertreib?
Vers um Vers sich hebt,
von dir gut belebt,
Pegasus durchschwebt,
öffnet Raum um Raum
deinen Seelentraum.
Stroph’ um Strophe drängt
aufwärts unbeengt,
und nur eingezwängt
durch des Versmaß Wahl,
durch Gedanken Zahl,
ein Gedicht entsteht,
Geistesblitz durchweht,
vom Gefühl verdreht
Greif’ schnell zu Papier,
sonst entgleitet dir
was hervorgebracht
deines Geistes Macht,
bis dass Poem steht
und nicht mehr verweht.
Schnell ein Wort ersetzt,
das nicht ganz so fetzt,
Sätze umgebaut,
bis der Klang vertraut,
und zu guter Letzt
wird es deklamiert,
stimmlich erst verziert
Ist das Werk vollbracht,
zeigt es seine Pracht,
lege es ganz sacht
neben dich, gib Acht,
sieh dich suchend um:
findet’s Publikum?
Nun dein Urteil: hab ich recht,
dass der Dichtkunst Wortgeflecht
drängt von selbst ans Licht der Welt,
dass es sich grad so verhält?
Und nun wünsche ich von Dir
ein Gedicht als Antwort mir.
Lasse der Gedanken Kreis
schwirren um des Lobes Preis.
Und zum Schluss folgt wirklich schon
wohlverdiente Gratulation.
Bleibe fröhlich und gesund,
singe, lache, tanze und
iss mit Maßen, treibe Sport
pflege weiter Klang und Wort.
Lebe einfach immerzu,
bis das Alter fordert Ruh’!
Brigitte Philippi
Sehnde, Januar 2020
Parteimitglieder schau'n nervös
zum Monitor. Gleich ist's soweit!
Die Hochrechnungen – desaströs!
Entsetztes Schweigen macht sich breit …
Der Vorstand der Partei erbleicht.
Und doch: „Wir haben es geschafft
und unser Ziel ganz klar erreicht:
Sind trotz Verlusten stärkste Kraft!
Der Basis gilt besondrer Dank
für ihren Einsatz ohne Lohn,
auch wenn jetzt die Prozentzahl sank
trotz Wählerstimmenfangmission.“
Er streckt sich hinterm Rednerpult.
„Zwar haben wir die Wahl vergeigt ...“
(die Bundespolitik ist schuld!)
„... jedoch der Wählerwille zeigt ...“
So geht es weiter, bla bla blar.
Der Zuschauer am Bildschirm weiß:
Gleich, welche Wahl, gleich, welches Jahr:
Die Sprüche – stets derselbe Scheiß.
Gelobt wird da der Kandidat,
der offen sich enttäuscht bekennt,
dass, was an Meinung er vertrat,
politisch ihn vom Wähler trennt.
Sein Ohr ganz nah am Wählerherz,
verspricht er für das nächste Mal!
Drei Finger reckt er himmelwärts!
***
Doch nach der Wahl … ist vor der Wahl ...
Ich habe mich mit einer Geschichte an der Ausschreibung von blogq5, dem Blog der Quintessenz-Manufaktur, beteiligt. Das Thema war „Brief an Dein jugendliches Ich“. Herausgekommen ist ein Büchlein mit 30 ganz unterschiedlichen Texten unterschiedlicher Autoren, das mir sehr gefällt. Die Geschichten darin sind auch online nachzulesen. Klickt mal rein, lohnt sich!
Die Organisatoren der Ausschreibung hatten um ein Feedback zum Buch gebeten; von mir erhielten sie das folgende:
Hab' den Feedback-Ruf vernommen,
weshalb gern ich konstatier':
Buch ist gestern angekommen,
allerbesten Dank dafür!
Zolle höchste Anerkennung
Inhalt, Cover und Design.
Die Idee der Namensnennung
auf dem Umschlag find' ich fein,
ebenso die Titelseiten:
ein Gestaltungselement,
das die vielen Texteinheiten
reizvoll voneinander trennt.
Soviel Sorgfalt gibt es selten.
Attestiere Kompetenz
allen, die das Buch erstellten!
Lob dem Team von Quintessenz!
bei facebook gepostete Kommentare:
Wilfried U. Marita Rüffer Erstmal..ein schönes Foto von dir und...nicht nur dein Feedback ist toll geschrieben...auch die Geschichte aus dem wahren Leben.
Astrid Westermann Schön - bist Deinem Typ immer treu geblieben
Sie sind zu zehnt und sie sind nackt
im Tanz auf mondbeglänzter Au',
benetzt mit silbrig-funkelnd' Tau.
Des Herzens Rhythmus ist ihr Takt.
Sie gleiten, springen federleicht,
als trügen sie kaum an Gewicht.
Fast scheint's, als schwebten sie im Licht
des Mondes durch das Nebelfeucht.
Sie sind zu zehnt und es ist Nacht.
Ihr Spitzentanz trägt samten-weich,
die zarte Frau. Das Antlitz bleich,
wirft sie das Haar zurück und lacht.
Fast glaubt man sie im fröhlich' Spiel,
doch Tränen tropfen auf ihr Kleid.
Sie öffnet ihre Arme weit.
Des Ufers Klippen sind ihr Ziel ...
Versilberndes Mondlicht
tropft zwischen die Zweige,
geheimnisvoll tanzen die Schatten der Nacht.
Der Duft von Lavendel
betäubt meine Sinne.
Ich lausche dem Dunkel, ein Raunen erwacht.
Im Flüstern des Windes,
dem Rauschen der Wellen
ich hör' deine Stimme, die leis' zu mir spricht.
Im ewigen Wechselspiel
ziehender Wolken
vor'm Kreisrund des Mondes such' ich dein Gesicht.
Ich tauch' meine Hände
in salzige Seide,
die funkelnd sich kräuselt. Gedanken entflieh'n.
Sie geh'n mit den Wellen
auf nächtliche Reise,
begleitet vom Mondlicht. Ich lasse sie zieh'n.
... und hätte ich
die Freiheit der Wahl
und mein Herz jubelte
ein lautes
Ja
so wüsste ich doch
es hätte niemals die Kraft
das leise
Aber
des Verstandes
zum Schweigen zu bringen ...
unheilvoll
durchbricht
der Schrei des Käuzchens
die Nacht
bernsteinfarben
wabert die Zeit
vor schlaflosem Auge
suche Zuflucht
hinter geschlossenen Lidern
doch
Gedanken rotieren ruhelos
im Sog der Angst
Schwärze
drückt auf Brustkorb
suchende Hand
streift leeres Laken
atemlos
haltlos
erwarte ich das Lied der Lerche
nehme dankbar
das Geschenk
des erwachenden Morgens an:
Verdrängen ...
... bis der Schrei des Käuzchens
wieder die Nacht
durchbricht
Bewegungslos wie eh und je,
von Hals bis Hüfte nackt,
verharrt sie still im Atelier,
ein wohlgestalter Akt.
Der Künstler weiß, er ist brillant.
Ihm reicht ein kurzer Blick.
Mit schnellem Strich skizziert die Hand
den Umriss … welch Geschick.
Ein Tupfer Rot, ein Hauch von Gold;
der Meister nickt. Perfekt!
Der Lehrling voll Bewund'rung zollt
dem Genius Respekt.
Der Nackten große Stunde naht,
der Schöpfer naht mit Taft.
Er ruft nach Seide, Samt, Brokat.
Dann wird geschnürt, gerafft,
verhüllt, gezupft, gesäumt, drapiert.
Er stichelt wie befreit.
Voilà – die Schneiderpuppe ziert
ein Bild von einem Kleid.
Sie trägt es nur für eine Nacht;
figürlich gleicht exakt
sie jener Frau, für die's gemacht.
Dann ist sie wieder nackt.
fliegende Finger formen Figuren
grausig Gedankengut giert nach Gewalt
knallrote Krallen kratzen Konturen
wortlos in warm-weiche Wutgestalt
blutiger Bote auf Bildnis des Bösen
mystisches Murmeln – Macht der Magie
wirbelnder Weihrauch um wächsernes Wesen
Fetisch beflügelt die Fantasie
Kerben umkränzen des Kultkörpers Kehle
verleihen dem fernen Verfluchten Profil
stählerne Spitzen stechen in Seele
Zornobjekts Zittern – des Zürnenden Ziel
Nein danke, ich muss noch fahren.
Nicht mal einen Kleinen zum Verdauen?
Trink ruhig, heute fahre ich.
Auf einem Bein kann man nicht stehen.
Ein Gläschen in Ehren ...
Wasser? Das wirft mich ja um Stunden zurück!
Wollen wir nicht lieber ein Taxi nehmen?
Nach vier Bier fahre ich immer noch besser als du nach einem Martini.
Oh, das habe ich nicht gewollt ...
Foto: Q.pictures / pixelio.de
Schmetterling der Nacht
taumelnder Flug
im blinkenden Rot der Neonreklame
müder Blick
aus glanzlosen Augen
straft perlendes Lachen Lügen
gnädiges Zwielicht
der Morgendämmerung
vertuscht die Narben der Vergangenheit
Tränenspuren aber
erlauben eine flüchtige Ahnung
vom Grau
unter der grellbunten Maske
behutsam faltest du die Flügel zusammen
wirst wieder unsichtbar
im Licht
des Tages
erste Tagebücher
lagen verborgen
zwischen Querstreifen und
Blümchenmuster
goldene Schlüssel
schützten ihre Geheimnisse
vor Blicken Unbefugter
neue Tagebücher
lagern in den Tiefen
elektronischer Verstecke
unzugänglich gemacht
durch fantasievolle
Passwörter
kein Flammenbad
muss sie vor der Neugier
Nachkommender bewahren
ein Mausklick genügt
und Erinnerung
ruht nur noch
in unseren
Herzen
Verspräch' mir eine gute Fee,
drei Wünsche zu erfüllen,
ich würd' für meinen ersten Wunsch
ihr meinen Traum enthüllen.
Wohl jeder hat so einen Traum,
von dem er weiß: Auf Erden
bedarf es etwas Zauberei,
sollt' daraus Wahrheit werden.
Die zweite Wunscherfüllungschance,
die würd' ich gut verschließen,
ganz tief in meinem Herzen, nur
das Wissen drum genießen.
Ich pflegte sie mein Leben lang,
würd' mich bei jedem neuen
ganz insgeheim gehegten Wunsch
an dem „Ich-könnt“ erfreuen.
Und ganz zuletzt bät' ich die Fee,
mich noch mal zu bedenken
mit freien Wünschen, eins, zwei, drei.
Die würd' ich dir dann schenken.
Du weißt schon: Einen für den Traum,
den zweiten zum Bewahren.
Und mit dem dritten könntest du
auf gleiche Art verfahren,
wie ich es täte, würd' – ja, würd'
es Zauberfeen geben,
doch die gibt’s nur im Märchenbuch
und nicht im wahren Leben.
So bleibt uns dies' Geschenk verwehrt.
Nun denn, ich muss mich fügen.
Und du musst zum Geburtstag dich
mit 'nem Gedicht begnügen.
Doch wohnen diesem Wort für Wort
nur gute Wünsche inne.
Sie mögen sich auch ohne Fee
erfüll'n in deinem Sinne.
Sehnsucht nach der STadt der Städte ...
Räder rattern, Auge konnt'
die vertraute Silhouette
schon erspäh'n am Horizont.
Näher, näher … Die Gebäude,
sie gewinnen an Kontur.
Fensterspiegelbild zeigt Freude.
Fragend streift der Blick die Uhr …
Viel zu zäh Minuten rinnen.
Dann der Bahnsteig … und ich spür'
diese Stadt mit allen Sinnen.
Endlich: Ich bin wieder hier …
Seit Stunden: Das Fenster steht offen …
Ich habe ein winziges Stück
des nächtlichen Himmels im Blick
und wage nur leise zu hoffen …
Dann plötzlich: Für ein, zwei Sekunden,
ein silberner Lichtschweif entflammt
ein Leuchten auf mattschwarzem Samt.
Ein Zauber – schon ist er verschwunden.
Ja, will mich das Schicksal betuppen?
Hab' so viele Wünsche gehabt!
Und dann hat es endlich geklappt:
Ich seh einen Stern sich verschnuppen,
doch ihm meinen Wunsch zu enthüllen,
das fällt mir vor Staunen nicht ein!
Jetzt denk ich, das muss wohl so sein …
Um sich einen Traum zu erfüllen,
bedarf's keines Meteoroiden!*
Wer selber, aus eigener Kraft,
den Wünschen Erfüllung verschafft,
erst der ist doch rundum zufrieden …
* nicht zu verwechseln mit Meteoriten.
Michael Roschke (Dienstag, 08 September 2015 18:57)
Auch ich möcht mal Wünsche erfüllt seh’n,
doch immer scheint’s wer zu verbieten.
So schlecht ist die Welt! Soll kaputt geh’n!
Ich wünsch ihr `nen Meteoriten!
Doch wenn ich den Parzen* das aufschreib'
und stürzt drauf der Koloss hernieder -
den Wunsch, dass ich selbst unversehrt bleib
beim Aufprall, verbieten sie wieder!
*Schicksalsgöttinnen
Tja, liebe Gunda, den Wünschen muss man – „in der Tat“ – leider meist selbst auf die Sprünge helfen, wenn sie partout nicht hopsen möchten…
Schönes, sinniges Gedicht!
Lieben Gruß: Micha
Gunda (Mittwoch, 09 September 2015)
Oh ja, Micha, das "in der Tat" ist in der Tat sehr zutreffend ...
Ich danke dir für deinen tollen, gereimten Kommentar. Freue mich, dich inspiriert zu haben :o)
Liebe Grüße
Gunda
Über facebook gepostete Kommentare:
Gunda Jaron Tja, immer kann man ja leider nicht im Urlaub bleiben ... :)
Brunhild (Samstag, 08 April 2017 18:40) Ein dickes Lob, liebe Gunda! Zuerst Dein Feedback- so nett gedichtet, dass der Leser neugierig wird und -natürlich- Deine Geschichte lesen möchte. Du kannst pointiert kurz und dicht Deine kleinen Geschichten schreiben, sie lesen sich wie ein Windhauch und haften wie eine Klette im Herzen. Super- und ein gutes Thema dazu!