Rendezvous 2.0


Verschattet


Verschattet


Dunkles Grau verschattet Farben,

trüb erscheint das Tageslicht.

Neuer Schmerz in alten Narben …

Flüchte mich in ein Gedicht.

 

Misse deine Stimme. Leise

summ' ich unsre Melodie,

gehe auf Gedankenreise,

bin getröstet – irgendwie.

 

Und dann grüßen deine Hände

und dein kecker Schulterblick

mich vom Foto – sprechen Bände …

Zaghaft lächle ich zurück.

 



... wie er im Buche steht


 

Er seufzt: "Ich bin nun mal kein Mann

wie aus dem Mädchen-Bilderbuch!

Kein Typ, der alles weiß und kann.

Ich scheitere schon beim Versuch,

 

den Wasserhahn zu reparier'n.

Zum Smalltalk hab ich kein Talent.

Ich kann mit Schönheit nicht brillier'n

und bin ein Fettnapf-Abonnent."

 

Sie lächelt: "Doch du bist ein Mann

mit Charisma und Charme. Ein Typ,

mit dem man Pferde stehlen kann,

humorvoll, ehrlich, klug und lieb!

 

Was reparier'n? Kann man zu zweit!

Ich brauche kein Allround-Genie,

erst recht nicht Oberflächlichkeit.

Was stimmen muss, ist die Chemie.

 

Ich hab ein eig'nes Buch im Sinn,

in dem's allein um dich nur geht.

Dann kannst du sagen: Ja ich bin,

ein Mann, wie er im Buche steht."

 


Brunhild (Samstag, 04 Mai 2019 19:10)

Liebe Gunda, wie immer genial! Du hast es getroffen, mit Witz und wunderbaren Bildern. LG Brunhild

Holde Eintracht ...


 Lächelnd gehen sie durchs Leben,

Hand in Hand – welch Szenerie …

Streit?“, sagt er, „Hat's nie gegeben!

Unser ist die Harmonie!“,

 

plaudert über Nichtigkeiten,

weichgespült, thematisch seicht,

fragt: „Warum soll man sich streiten,

wenn man sich im Denken gleicht?“

 

Vorsichtig Kritik zu üben,

öffnet zögernd sie den Mund,

doch den schönen Schein zu trüben

sieht sie letztlich keinen Grund.

 

Sich durch kontrovers geführte

Diskussion den Tag verleiden?

Aber nein! Sie sind versierte

Meister im Konfliktvermeiden …

 

Und so lächeln beide weiter,

Lethargie als Glück maskiert,

immer innig, immer heiter,

bis der Tod sie einkassiert.

 

Holde Einfalt: Null Akzente,

immer Friede, niemals Zwist!

Jeder weiß, dass permanente

Langeweile tödlich ist.

 


Kommentare: 2
  • #1

    Brunhild Hauschild (Sonntag, 17 Juni 2018 20:36)

    Also, Gunda, wie aus dem Leben gegriffen, Du hast so normale, einfache Worte für das gefunden, was viele Ehen vergiftet. Klingt wieder so leicht und so schlüssig, Du bist ein Genie!
    Mach weiter so!!!
    Alles Liebe Bruni

  • #2

    Gunda (Montag, 18 Juni 2018 07:44)

    Danke, Bruni. Das vorbild war tatsächlich ein Ehepaar, das von sich behauptete, nie zu streiten. Ich gebe allerdings zu, sie hatten keine Langeweile in ihrer Ehe ... LG Gunda

  • #3

symbiotisch


Beflügelt


Was zählt ...



Über facebook gepostete Kommentare:
Roland Pöllnitz zauberhafte Zeilen, Gunda
Gunda Jaron Danke dir, Roland. Manchmal werden solche Worte einfach geboren ...
Roland Pöllnitz Ich weiß, es könnte man gar nichts dafür. :-)
Helga Lux Wunderschön
HaPe Pz wie wahr....
Michael Stumpe Vielen Dank für diese Zeilen und die darin enthaltende Utopie - dass ein Mensch meine Träume teilt. Findet man solch einen Menschen, dann träumt man um so lieber - und wir Poeten sind doch die Agenten des Traums: ihm zu helfen, neben der Wirklichkeit und ihren Bewältigungen nicht zu verblassen.
Gunda Jaron Danke, Michael, für deinen Kommentar. "Agenten des Traums" ... Eine zauberhafte Vorstellung, der ich absolut folgen kann. Und wenn wir die Träume auch nicht immer in die Realität umsetzen können, wir haben sie aber wenigstens und verleihen ihnen zumindest Worte.

Tausendfach


 

Ich nehm' einen schneeweißen Tag aus dem Leben

und füll' die Konturen mit leuchtendem Blau,

setz' zartgrüne Striche darauf und daneben

zwei Tupfer Orange und ein helllichtes Grau.

 

Ich sorge für rote und goldne Akzente.

Die Freundschaft, die Hoffnung, die Freude am Sein,

die Weisheit, die Leidenschaft, Sonnenmomente,

all das fließt in diesen Magie-Tag mit ein.

 

Mit Bildern und Düften, Musik und Gedichten

verzier' ich die Stunden, doch nur sehr bedingt,

dass Räume verbleiben für neue Geschichten,

gewoben aus dem, was die Zukunft uns bringt.

 

Mit viel Fantasie und mit Freude garniere

ich schließlich den Tag und verhülle ihn weich,

bevor ich ihn zigtausendmal dupliziere,

und lächelnd das Päckchen an dich überreich'.

 

Und all diese Stunden, Minuten, Sekunden,

die darin verborgen sind, bleibe ich dir

von Herzen verbunden,

bleibst du es auch mir …

 

 


Bei facebook gepostete Kommentare:

Astrid Westermann Wie schön, liebe Gunda!

Brunhild Hauschild Ach, Gunda, da ist Dir wieder etwas so tolles eingefallen!Dickes Lob!!!
Uwe Sauer Sehr schön!

Nonverbal


 Wir brauchen keine Brillen,

nicht Sauerstoffgerät

noch neoprene Hüllen.

Wenn es auf Tauchgang geht,

versinke ich in deine

Gedankenwelt und du

vertiefst dich in die meine.

Wir kennen kein Tabu.

 

Ich kann dein Denken schmecken

und du das meine seh'n.

Einander so entdecken,

sich nonverbal versteh'n,

Geheimnisvolles teilen,

das uns allein gehört,

im Zweisamland verweilen

wo uns kein Dritter stört,

um deine Stimmung wissen,

trotz Ferne nah dir sein,

das möcht' ich nie mehr missen,

sagst du, doch ich wend' ein:

 

Manch liebevoll Gedachtes

schmeckt schal, wenn man nur schweigt.

Erst die Betonung macht es,

dass Gänsehaut sich zeigt …

Wohl möcht' ich in dir tauchen,

doch bitte, ab und zu

gönn mir mit sanftem Hauchen

ein leis' gesproch'nes „Du“ …

 

Nonverbal (Urfassung)


„Wir brauchten keine Brillen,

nicht schweres Sauerstoffgerät

noch neoprene Hüllen!

Wenn auf Tauchgang geht,

versänke ich in deine

Gedankenwelt und du

vertieftest dich in meine.

Es gäbe kein Tabu!

 

Du könnt'st mein Denken schmecken

und ich das deine farbig seh'n.

Einander so entdecken“,

sagst du, „das wär' doch schön!“

„Oh ja, ich fänd' es herrlich,

sich wortlos zu versteh'n“,

sag ich, „doch auch gefährlich!

Du könntest Bilder seh'n

 

die Unmut in dir wecken,

weil bunt Gedachtes grau dir scheint;

ich könnte Bitt'res schmecken,

das würzig du gemeint!

Oft brauch ich eine Weile,

mein Denken zu sortier'n,

Eh' ich es mit dir teile,

möcht' ich es formulier'n,

 

in klare Worte kleiden,

von Blicken, Gesten eskortiert,

um alles zu vermeiden,

was Missversteh'n gebiert.

Zwar könnt' uns niemand stören

beim Non-Verbal-Verkehr,

doch manches möcht' ich HÖREN

statt schmecken, bittesehr!

 

Und so manch lieb Gedachtes

schmeckt schal, wenn man nur schweigt.

Erst die Betonung macht es,

dass Gänsehaut sich zeigt …

Wohl möcht' ich in dir tauchen,

doch bitte, ab und zu

gönn mir mit sanftem Hauchen

ein leis' gesproch'nes „Du“ …



 

Kommentare: 4
  • #1

    Brunhild (Dienstag, 07 März 2017 12:00)Endlich, liebe Gunda, ein neues Gedicht und wieder ein so liebevolles, aussagekräftiges, ansprechendes!Danke!!!

  • Gunda (Dienstag, 07 März 2017 13:34)Danke dir, du treue Leserin. Freue mich über deinen Eintrag!

  • #3

    Michael Stumpe (Dienstag, 07 März 2017 19:24) Ist nicht eine nonverbale Gedankenwelt immer nur die eigene? Der Blick, das Antlitz des anderen mögen vielsagend sein, aber sind sie nicht nur Katalysator für die eigene emergierende Gefühls- und Gedankenwelt? - Wie gut also, dass das Gedicht die Kurve kriegt und das Spürbarere des gesprochenen Wortes betont. - Aber was ist die Ferne, wo doch gemeinsames Sehen und Schweigen eine überaus kongeniale Angelegenheit ist? Die halsbrecherischste Übung, die im Gegenüber zu vollziehen ist, wie Botho Strauß einmal sagt. - Im Anfang des Gedichts schwingt auch Gefahr mit, denn so ein Tauchgang mag ein existenzielles Abenteuer sein. Zum Ende hin, so scheint es mir, taucht das Gedicht auf und kann das Versprechen der Tiefenerkundung nicht ganz einlösen. - Dass es mich aber angeregt hat, dir einmal wieder etwas zu schreiben, bedeutet, dass es ein ganz starkes und wunderbares Ding ist. :-); Lieber Gruß; Michael

  • #4

    Gunda (Mittwoch, 08 März 2017 10:13)

    Moin, Michael, zunächst mal vielen Dank für deinen Kommentar. Ich werde mal versuchen, auf die einzelnen Punkte einzugehen:

    Ist nicht eine nonverbale Gedankenwelt immer nur die eigene?
    Im Prinzip hast du Recht. Aber genau das Gegenteil ist ja der Ansatzpunkt des Gedichtes. Das LI und das LDu sind (in dem Gedicht, versteht sich) WIRKLICH in der Lage, jeweils in die Gedankenwelt des Anderen einzutauchen, also nicht nur die vermeintlichen Gedanken anhand von Gesten und Blicken zu erahnen, sondern sie tatsächlich lesen (oder schmecken oder sehen) zu können, als seien es die eigenen, denn … (siehe weiter unten)
    Der Blick, das Antlitz des anderen mögen vielsagend sein, aber sind sie nicht nur Katalysator für die eigene emergierende Gefühls- und Gedankenwelt?
    Jepp. Im „Normalfall“ ist das natürlich so. Hier aber (siehe oben) geht es um zwei Individuen, denen das Antlitz des jeweils Anderen NICHT permanent vor Augen ist resp. sein kann. Und gerade deshalb kommunizieren sie auf diese nonverbale Weise auch über geografische Hindernisse hinweg.
    Wie gut also, dass das Gedicht die Kurve kriegt und das Spürbarere des gesprochenen Wortes betont. - Aber was ist die Ferne, wo doch gemeinsames Sehen und Schweigen eine überaus kongeniale Angelegenheit ist?
    Hier gilt ebenfalls: Siehe oben. Es ist eine reale Ferne gemeint.
    Die halsbrecherischste Übung, die im Gegenüber zu vollziehen ist, wie Botho Strauß einmal sagt. - Im Anfang des Gedichts schwingt auch Gefahr mit, denn so ein Tauchgang mag ein existenzielles Abenteuer sein.
    Hier musste ich laut lachen, denn ich fühlte mich durchschaut. Der erste Entwurf des Gedichtes war sehr viel länger und beinhaltete genau diese Gefahr, nur Gedachtes, dem ja u.A. die Betonung des Gesprochenen fehlt, leicht missdeuten zu können.
    Zum Ende hin, so scheint es mir, taucht das Gedicht auf und kann das Versprechen der Tiefenerkundung nicht ganz einlösen.
    Eben :o)
    Dass es mich aber angeregt hat, dir einmal wieder etwas zu schreiben, bedeutet, dass es ein ganz starkes und wunderbares Ding ist. :-)
    Ich danke dir. Ich habe deinen Kommentar mal als Anregung genommen, doch noch die Urfassung des Gedichtes hier einzustellen, und sei es nur zu Diskussionszwecken. Also siehe oben rechte Seite. Liebe Grüße;  Gunda

Über facebook gepostete Kommentare:

Karin Hartmann das ist ja wirklich etwas für die gänsehaut.einfach wundervoll

Michael Stumpe Kennst du den Film "Im Rausch der Tiefe" von Luc Besson? - Einer meiner absoluten Favoriten für die künstlerische Exemplifizierung des Tiefsinns. Erzählt noch die ganze innere Macht einer einseitigen Virtuosität, erzählt die Verstrickung von Schönheit, Leidenschaft und Tod. - Ist dann wohl meine subjektive "Schuld", dass dein Gedicht mich an manch unglücklichen Akteur der klassischen Moderne innerlich herangeführt hat - und dass ich also nach deinem starken Beginn irgendwie in der Erwartung gefährlicher und gefährdeter Seelen weitergelesen habe. ;-)
Gunda Jaron Nein, den Film kenne ich leider nicht, Michael. Aber deinen Kommentar auf meiner HP habe ich natürlich gelesen und beantwortet. Es gibt, du wirst es dort sehen, eine zweite Fassung zu dem Gedicht, die vielleicht die eine oder andere Frage klärt. Ja, man kann nach einem solchen Anfang dem Gedicht natürlich eine ganz andere Richtung geben, das ist wahr. Mein "Problem" ist aber wohl ganz generell die Inspiration, aufgrund derer meine Texte entstehen. Das funktioniert ja von Text zu Text ganz unterschiedlich. Mal ist da ein Wort, ein Satz, eine fest umrissene Idee, der ich mit einem Gedicht Ausdruck verleihen will (wie in diesem Fall), mal dienen Wort/Satz/Idee "nur" als Anregung. Dann fange ich an zu schreiben und weiß am Anfang eines Textes noch gar nicht so genau, worauf er am Ende hinauslaufen wird. Das ist meist bei meinen Geschichten der Fall. Im Moment schreibe ich an der - zumindest nach heutigem Stand - letzten Geschichte für mein neues Buch, hatte bereits zwei A4-Seiten geschrieben, war ganz verliebt in den Text - und habe heute Morgen die Hälfte davon wieder gestrichen, weil plötzlich ein ganz anderes Ende in meinem Kopf entstanden war. Danke dir für deine Auseinandersetzung mit meinem Gedicht, Michael!

Juwel



Kommentare:

Wilfried U. Marita Rüffer Das ist wirklich sehr schön. 🤗

Jürgen Friedrich Weißleder ein schöner Schatz...

Und dann noch eins ...


Version 1:

 „Und dann noch eins, bevor ich geh:

Ich hab dich lieb!“, sagt er ganz leis.

Sie streicht ihm nur durchs Haar und weiß,

ihr Schweigen tut ihm weh.

 

Ein "Ich dich auch ..." ist doch nicht schwer.

Sie mag ihn ja, bleibt dennoch stumm,

weiß selbst nicht mal genau warum.

Ihr Kopf ist völlig leer.

 

Ein letzter Kuss, dann ist er fort,

vielleicht für eine lange Zeit.

Verdammt, ihr Schweigen tut ihr leid!

JETZT formt ihr Mund das erste Wort ...

 

Version 2:

Und dann noch eins, bevor ich geh:

Ich hab' dich lieb!“, sagt er ganz leis.

Sie streicht ihm sanft durchs Haar. „Ich weiß!“

Der Abschied tut so weh …

 

Sie flüstert zärtlich: „Ich dich auch.“

Dann lächeln beide, schweigen still.

Sie seh'n sich wieder, so Gott will!

Es kribbelt tief im Bauch.

 

Ein letzter Kuss, dann ist er fort,

ein Wiederseh'n noch Theorie ...

Sie flüchtet sich in Fantasie.

Was sie verbindet: beider Wort.


Immer wieder


warmer Hauch, Sommerlicht

Glanz im Haar und deine Hand

Blicke streicheln mein Gesicht

unverwandt

 

zarter Stups, leises Du

Tag-für-uns-gemacht-Gefühl

nur die Sonne schaut uns zu

Lippenspiel

 

Haut an Haut, voll und ganz

unaufhaltsam rinnt die Zeit

Fingerspitzenabschiedstanz

Traurigkeit

 

 

 

Ohne Titel ...


Obwohl die Sonne scheint: Mich friert;

trotz Licht herrscht Dunkelheit.

Ein Meisenpärchen tiriliert;

für mich klingt es wie Streit.

 

Der Blumen Duft erscheint mir fahl,

ihr Farbspiel matt und grau,

und Kinderlachen wird zur Qual.

Oh ja, ich weiß genau

 

woran es liegt. Ich weiß auch, wer

es ändern könnt' – und wie …

Denk drüber nach, es ist nicht schwer.

Mit etwas Fantasie

 

fällt dir bestimmt die Lösung ein …

Du weißt schon, wen und was ich mein'?

Fein …

Rendevous bei Nacht


 Müde bin ich, geh zur Ruh'

schließe meine Augen zu

und mein Geist

flugs verreist

grad wohin es ihm gefällt

ach, beherrschten doch wir zwei

die luzide Träumerei

ich und du

Rendezvous

nächtens in der Zwischenwelt

 

beim Erwachen wären wir

zwar zurück im Jetzt und Hier

was die Nacht

uns gebracht

aber bliebe Wirklichkeit

die uns zwei allein gehört

und an der sich niemand stört

ging zur Ruh'

Augen zu

und ich träumt' mich aus der Zeit

 


Ich kann doch nichts dafür ...


 

Ich kann doch nichts dafür:

Gedanken zieh'n zu dir

und komm' sie nicht zurück,

dann fehlt ein Stück zum Glück.

 

Ich kann doch nichts dafür:

Oft hab ich's im Gespür,

fühlst du dich mies und leer;

dann fällt mir's Atmen schwer.

 

Ich kann doch nichts dafür,

denn du bist fern, ich hier.

Weiß ich nicht, wie's dir geht,

dann fühl ich mich verdreht.

 

Ich kann doch nichts dafür,

 drum sei nicht bös mit mir.

Weißt, wie ich zu dir steh:

mit Punkt und o und ö!