Gut getarnt              


Zwei Menschen namens 'Ich' und 'Du',

die treffen sich zum Rendezvous

an ganz geheimem Ort.

 

Ein jeder kann die zwei dort seh'n

und alle, die sie seh'n, versteh'n

ganz deutlich jedes Wort.

 

Die beiden turteln im Versteck

und lachen allen andern keck

ins Antlitz, permanent!

 

Sie sind, was ganz vortrefflich nützt,

durch bunte Masken so geschützt,

dass man sie nicht erkennt,

 

denn Du und Ich, die tarnen sich

als Lyrisch-Du und Lyrisch-Ich.

So trau'n sie sich ins Licht.

 

Ihr Ort geheimen Stelldicheins

und fantasiegewebten Seins

ist nämlich – ein Gedicht.

 

Manche nennen es ...


brauch' nicht Augen

dich zu sehen

kann dich rufen

ohne Mund

ungesagtes Wort verstehen

und ich spür' zu jeder Stund'

deiner Fingerkuppen Tänze

trennen uns auch Meer und Land

für Gefühl gibt’s keine Grenze

denn uns eint ein Zauberband

wär' ich Komponist

ich schriebe

darauf eine Melodie:

„Manche Menschen nennen's Liebe“

… doch ich schreib' nur Poesie


Ach, wär ich doch ...


Ach, wär' ich doch ein Sonnenstrahl
auf deiner nackten Brust.
Mein Streicheln wär' dir süße Qual,
wenn ich nach Herzenslust
mich an dich schmiegte und fänd' Ruh'
auf deiner warmen Haut.
Und jeden Zentimeter Du
liebkoste ich vertraut.

Mit sanftem Finger malte ich
dir „Liebe“ auf den Bauch
und zärtlich überzög' ich dich
mit gold'nem Sommerhauch.
Und quält' mich Eifersucht bei Nacht
auf Lunas milden Schein,
so wüsst' ich, wenn der Tag erwacht,
wärst du doch wieder mein.

Flüchtig


Schneekristall
auf warmer Haut

sanfte Berührung
wie von Schmetterlingsflügeln
flüchtiger Schein
filigraner Schönheit

eine winzige Träne
Erinnerung
glitzert im Sonnenlicht
bis sie vergeht

deine Liebe
so sanft
so flüchtig
so vergänglich

wie ein

Schneekristall
auf warmer Haut

 


Luftpost


Ich fang' für dich mit bloßer Hand
den Salzgeruch des Meeres
und Kiefernduft vom Waldesrand.
In ein Gefäß, ein leeres,
füll' ich sie ein, gekrönt zum Schluss
vom Süß der Heckenrose.
Mit einem zart gehauchten Kuss
versiegle ich die Dose.

Ich schreibe deinen Namen auf
ein Etikett, belecke
'ne Marke und dann geht’s im Lauf
zum Kasten an der Ecke.
Der Schlitz des Gelben ist zu schmal
für meine Urlaubsdüfte.
So bleibt mir keine andre Wahl:
Ich schick' sie durch die Lüfte.

Zuerst den Kuss, ihm hinterher
der Heckenrose Süße,
sodann den Salzgeruch vom Meer,
des Kiefernwaldes Grüße.
Ich seh' sie mit dem Wind entflieh'n,
auf Sonnenstrahlen reiten.
Voll Wehmut lasse ich sie zieh'n,
ich würd' sie gern begleiten.

 

Durchbruch


Der Tag ist heute depressiv,
er trägt ein bleiches Kleid
mit Regen- und Gewölkmotiv
und tut sich selber leid.

Auch meine Welt ist heute trist.
Ich igele mich ein
und mache ganz auf Pessimist.
Oh Herr, lass Abend sein!

Da plötzlich bricht durchs Himmelsgrau
ein Sonnenstrahl hervor.
Er scheint durchs Fenster, punktgenau,
und kitzelt mich am Ohr.

Ich glaub', es ist ein Gruß, den du
mir freundlich zugedacht.
Mein Spiegelbild, es nickt mir zu
und lacht..

Heliös


Ich würd' so gern als Sonnenschein

die Wolken dir vertreiben.

Nur – wie kann ich dir Sonne sein?

Kann nur Gedichte schreiben …


Mit Wärme und mit hellem Licht

umhülle ich die Worte.

Ein Lächeln aus den Versen spricht,

so süß wie Erdbeertorte.


Mit einem Knopfdruck schicke ich

die Reime auf die Reise.

Sie sagen dir: Ich denk' an dich.

Auf inter-nette Weise


verscheuch' ich mit der Worte Klang

das Grau aus deinem Denken.

Dein Lachen ist mein schönster Dank.

Sag, willst du's mir nicht schenken?



Schade eigentlich


Treffpunkt Stadtpark, Trauerweide.

Erstes Rendezvous. Wir beide

spinnen Fäden,

lachen, reden

ungezwungen,

auf den Zungen

tausend Fragen.

Kribbelmagen.

Herzverstehen.

Und wir gehen

Seit' an Seite,

endlos Weite

zwischen unsren sehnend' Händen.

Wenn sie doch einander fänden …

Und die Sonne strahlt voll Wonne!



Ach, ich wünscht', es würde regnen.

Könnt' dir unterm Schirm begegnen.

Darum lauer

ich auf Schauer.

Dürft' mich endlich

selbstverständlich

an dich schmiegen.

Ganz verschwiegen

Näh' genießen,

Augen schließen,

mich verlieren

im Erspüren

deines Herzschlags. Doch … von wegen!

Denn mein Plan ist, mangels Regen,

für die Tonne. Blöde Sonne.


atemlos


mitten in der Nacht

aufgewacht

nachgedacht

 

was hat mich geweckt

aufgeschreckt

aus dem Bett?

 

Herz klopft bis zum Hals

jedenfalls

anders als

 

Herz normalerweise schlägt

aufgeregt

unentwegt

 

weiß jetzt was mich quält

dein Atem fehlt

zu still die Welt

 

taste Leere neben mir

du nicht hier

und ich spür

 

kann nicht schlafen ohne dich

lächerlich?

find ich nicht

 

leise öffnet sich die Tür

wieder hier

neben mir

 

deine Hand auf meiner Hand

ganz entspannt

ins Traumesland

 

gleite ich mit dir zurück

im Augenblick

stilles Glück

 


Anschluss verpasst


Irgendwie

haben wir ihn verpasst,

unseren Anschlusszug ...


Bequem war er,

der Pendelverkehr

mit Zuverlässigkeitsgarantie.

Hin und her fuhren wir,

in aller Freundschaft,

jahrelang,

ganz selbstverständlich.


Selten gab es Probleme auf der Strecke.

Dann ging wohl mal jeder eigene Umwege,

aber irgendwann war der Schaden

wieder behoben

und wir nutzten sie weiter,

die eingefahrenen Gleise.

Zufrieden und glücklich.


Doch plötzlich war sie da,

die Fahrplanänderung.

Und wir hatten sie nicht bemerkt.


Meine Damen und Herren,

der Zug endet hier.

Sie haben Anschluss in Richtung Liebe

auf Gleis 13.

Bitte Beeilung,

der Express startet in Kürze..


Kein hinderliches Gepäck,

keine Stolperfallen auf dem Weg,

kein Gedränge auf den Treppenstufen ...


Und trotzdem haben wir ihn verpasst,

unseren Anschlusszug ...

Irgendwie.


Zögernd sehen wir uns an,

zuerst betroffen,

ratlos,

dann lächelnd,

erkennend.


Komm,

sagst du und streckst mir deine Hand entgegen,

gehen wir zu Fuß.


Herz mit Pfeil


in einer alten Truhe fand
ich jüngst ein Schulheft - violett
voll Neugier nahm ich es zur Hand
und blies den Staub vom Etikett
 
mein Mädchenname stand darauf
umkränzt von Blüten - grün und rot
ich schlug die erste Seite auf
voll Spannung was sie mir wohl bot
 
Vokabeln lernen las ich dort
'Der Fänger ...' lesen bis zum Schluss
am Dienstag letzte Stunde Sport
und Gaby is ne dumme Nuss
 
am Freitag Bioreferat
auf Seite fünf geschrieben stand
und NCHT VERGESSEN - Klassenfahrt
dann sah ich es – ganz links am Rand
 
ein tintenblaues Herz mit Pfeil
und Schnörkel-Initialen drin
ich schloss die Augen eine Weil'
und gab mich meinen Träumen hin
 
wo mocht' er sein – wie mocht's ihm geh'n
der Mann dem dieser Pfeil einst galt
mein Herz wollt' ihn gern wiederseh'n
doch der Verstand rief mahnend HALT

der dem's gelang dich zu betör'n
und du – ihr beide wart so jung
warum willst du das Bild zerstör'n
bewahr dir die Erinnerung

mein Finger malte einen Kreis
um jenes Herz aus alter Zeit
mit einem Lächeln schloss ich leis'
die Truhe der Vergangenheit


Hieroglyphen


du meinst,

du müsstest nicht mit mir reden,

weil du

ohnehin ein offenes Buch

für mich seist?


mag sein,


aber leider

notierst du dein Inneres

meist

in unleserlichen Hieroglyphen ...


Kakophonie


du hast die A-Saite

meiner Seele zerrissen

~ mit deiner Ignoranz


du hast den Resonanzboden

meiner Gedanken zerdrückt

~ mit deiner Dominanz


du hast den Takt

unseres Herzschlags zerstört

~ mit deinem Egoismus


du hast die Partitur

meiner Gefühle übergossen

~ mit deiner Kälte


und jetzt wunderst du dich

über die Kakophonie in

unserem Leben?

Vage


Fluchtpunkt meiner Gedanken

Schattenriss

schemenhaft im diffusen Licht

der trennenden Zeit


verschwommen deine Konturen

im Nebel des schwindenden Gestern

unscharf deine Züge im silbrigen Schimmer

der Hoffnung auf morgen


wie sehr wünschte ich mir

das klare Licht des Heute

und zweifele doch

ob es nicht dein Bild

als trügerisch entlarvte



Lufthauch I


der Zufall

wehte dich in mein Leben


nicht greifbar

für mich

einem Lufthauch gleich

bläst du seitdem

den Staub von meinen Gedanken


greifst mit frischer Brise

unter die Flügel meiner Fantasie


wirbelst verborgene Gefühle auf

die ich längst verstorben wähnte


und ich lasse es geschehen

genießend

doch wissend

ich fange den Wind niemals ein


Lufthauch  II


der Zufall

wehte dich in mein Leben


nicht greifbar für mich

einem Lufthauch gleich

der den Staub

von meinen Gedanken blies

unter die Flügel

meiner Fantasie griff

verborgene Gefühle

aufwirbelte


und ich ließ es geschehen

liebte den warmen

weichen

Wind

auf meiner Haut

wissend

er würde nicht bleiben


noch einmal

streichelst du sanft meine Wangen

zaust zärtlich mein Haar


meine Tränen trocknest du nicht



Ab und zu


Ab und zu


schöss' ich dich gerne auf den Mond,

doch glaub' ich nicht, die Mühe lohnt:

Verengt sich jener zu 'ner Sichel,

kehrst du zurück zu mir, mein Michel.


Ab und zu


stieß' ich dich gerne über Bord,

doch bliebest du nicht lange fort:

Beeinflusst durch des Mondes Lauf

tauchst du bei Ebbe wieder auf.


Ab und zu


ließ' ich dich gerne von dem Kuchen

mit Kaliumcyanid versuchen,

doch mich verriete in der Luft

der leichte Bittermandelduft.


Weil das nicht geht


werd' ich auf And'res mich besinnen

und mit geschickten Fingern spinnen

die Schlingnetze, die weiblich-zarten,

um dann in Ruhe abzuwarten,


bis du dich rettungslos verfängst

und zappelnd in den Seilen hängst.

Werd' dann genüsslich dich umkreisen

und zum Champagner dich verspeisen ...

Abgelegt


Achtzehn Jahre,

schwarze Haare,

schlank doch weiblich die Gestalt.

Ach, war er in sie verknallt.

 

Er studierte,

sie frisierte,

sie war es, die ihn ernährte.

Er wollt', dass sie ihn erhörte.

 

Als er fragte

und sie sagte:

„Gerne deine Gattin bin ich“,

liebte er sie heiß und innig.

 

Als zum Glücke

sie den Rücken

freihielt ihm für die Karriere,

sagt' er, dass er sie begehre.

 

Immer weiter

auf der Leiter.

Keins der Kinder dabei störte.

Ach, wie sehr er sie verehrte.

 

Jahrelang

niemals krank,

musste schließlich funktionieren,

wollte sie ihn nicht verlieren.

 

Jahre später

Schwerenöter...

Sie verzieh ihm selbstverständlich.

Er schwor Liebe ihr unendlich.

 

Schwur gehalten?

Nein, den Alten

juckte es auf seinen Reisen,

musste sich doch selbst beweisen:

 

„Bin noch Hengste ...“

Gattin? - Denkste!

Möchte lieber sich erfreuen

an was knackig jungem Neuen:

 

Achtzehn Jahre,

schwarze Haare...

(Doch die Gattin wird sich rächen:

Wer untreu ist, muss eben blechen!)

 

Ambivalent


An manchen Tagen schüttest du

mich völlig zu.

Das Handy klingelt und vibriert,

mein Monitor signalisiert

mir ständig blinkend: Mail for you.

Und wieder du ...


An andren Tagen bleibst du fort.

Kein einzig's Wort

dringt aus dem Hörer, nur „tuuut-tuuut“.

Versiegt ist deine Redeflut.

Und rufe ich dich fragend an,

gehst du nicht ran.


Mal bist du offen und direkt,

mit dem Effekt,

dass ich in deine Seele schau.

Dann wieder werde ich nicht schlau

aus dir: Gibst dich bedeckt,

hältst dich versteckt.


Mal bist du himmelhoch beglückt,

lässt mich entzückt

dir Partner in der Freude sein.

Doch drücken Kummer dich und Pein,

dann schweigst du still im Schneckenhaus

und sperrst mich aus.


Das tut mir weh. Ein Freund ist da,

dem andren nah,

grad wenn mal nicht die Sonne scheint.

Ich bin doch kein Schönwetterfreund,

der bei Gewitter untertaucht,

wenn man ihn braucht ...



Alles ist anders


Dein Kuss ist so anders, wie stets auf die Wange,

doch sanfter als sonst, um Sekunden zu lange.

Er lässt mich erschaudern.


Dein Blick ist so anders, so unsicher, fragend,

viel länger als sonst und Verschwiegenes sagend.

Ich spüre dein Zaudern


Die Hand ist so anders, nicht gar so verwegen

wie sonst, sondern zärtlich und fast schon verlegen

streift sie meinen Arm.


Die Stimme ist anders, nur eine Nuance

gefärbt in die Tiefe, versetzt mich in Trance,

so leise und warm.


Der Tanz ist so anders, ihm fehlt das vertraute,

so unbeschwert Leichte, das Fröhliche, Laute.

Die Sinne erbeben.


Mein Herz, meine Knie, das Kribbeln im Magen,

fast alles ist anders. Fast möcht' ich es wagen,

mich dir zu ergeben.


Wär' gerne mit dir eine Nacht lang vereint.

Doch es ist ja anders,

denn du bist sein Freund ...



Assoziationen


Er sprach: Du sollst stets an mich denken,

drum will ich als Mittel zum Zweck

ein goldenes Kettchen dir schenken,

das täglich Erinnrungen weck'.

 

Sie sagte: Ich brauch kein Geschmeide,

nicht Glanz, der die Sinne betört.

Der Ton eines Lieds, das wir beide

vielleicht mal gemeinsam gehört,

ein Wort, im Vorbeigehn vernommen,

ein Duft, im Vorbeiwehn erfasst ...

Ich schließe die Augen … Willkommen:

Schon bin ich im Traumland zu Gast,

wo plötzlich ein Ton mir Geschichten

erzählt und ein Wort rafft die Zeit,

sich Düfte zu Schemen verdichten

und eins sich ans andere reiht

zu Ketten aus Bildern und Szenen

die voller Lebendigkeit sind.

Erinnerungshilfen, mit denen

ich täglich aufs Neu zu dir find'.


Sie mögen fragiler uns scheinen,

doch trotzen sie jedwedem Ruck:

Gedankenspielketten vereinen

uns fester als goldener Schmuck.


Ansichtssache


bunt würde es sein

unser Leben

versprachst du

schillernd

in immer neuen

faszinierenden Facetten


oh ja ...


rosarote Traumscherben und

grün schimmernde Perlen

zerrissener Hoffnungsketten


himmelblaue Treuepunkte und

regenbogenfarbene Splitter

enttäuschter Illusionen


gefangen in Spiegeln

immer gleicher Tage


als Kind war ich neugierig

auf das Geheimnis

eines Kaleidoskops ...


... heute kenne ich es

Angelo mio


Mein Engel – unsichtbar, doch nah.

Mit diesem Wissen leb' ich,

denn brauch' ich Schutz, dann ist er da.

Auf seinen Flügeln schweb' ich,

wenn ich es nicht alleine schaff',

die Berge zu bezwingen.

Und such' ich Wärme, Trost und Kraft,

dann unter seinen Schwingen.


Nicht sichtbar, körperlos, doch da ...

Auf ganz besondre Weise,

so bist auch du mir täglich nah,

seit unsre Lebenskreise

sich einst berührten, teilst mit mir

die Trauer wie die Freude.

Was du mir bist, bin auch auch dir,

wir sind uns Engel – beide.


Über facebook gepostete Kommentare:

 

 Sven Asmussen Schicker Salat
  Gunda Jaron Lach ... Das Bild dient nur als Blickfang, weil reine Textmeldungen auf facebook meist untergehen ...
 Padelon Aman Beautiful orchid
  Gunda Jaron Thanks, Padelon, but to be honest: The picture I put only as an eyecatcher, as posts consisting only of text mostly "get lost" on facebook :)

Dürstend


wie ein Regentropfen

an einem heißen

Sommertag

kamst du

in mein Leben

unerwartet

und erfrischend


spültest

das Grau

von meinen Gedanken

erwecktest

verkümmert Geglaubtes

zu neuer Blüte

fülltest

den Kelch

der Erkenntnis

neu


in

jedem

neuen

Tropfen

suche

ich

nach

Spuren

von

dir


Ausgebrannt


Ausgebrannt ...

Unverwandt

starre ich in dein Gesicht.


Du bist hier,

neben mir,

spürst meine Verzweiflung nicht.


Wie bequem,

fernzuseh'n:

nur nicht reden, nur nicht denken ...


bunte Welt,

die gefällt,

hilft vom Leben abzulenken.


Sag mir, wann

fing es an,

Ende uns'rer Zweisamkeit?


Innerlich

du und ich

weit entfernt, meilenweit ...


Tropfenweise

Tränen leise

müde suchen ihre Bahn.


Rufe dich,

hörst mich nicht,

komme nicht mehr an dich ran.


Schreie: „Mann,

schau mich an!“

Siehst dich nicht mal nach mir um.


Einerlei,

denn mein Schrei

war genauso stumm....

Das Orakel des Bellis perennis


Ich lieg im Gras, genieß das Flair

und denke an nichts Schlecht's,

da fällt grad wie von ungefähr

mein Blick nach links … nein, rechts.


Durch sommergrüne Halme blitzt

ein Gänseblümchenkind.

Mir ist, als blinzle es verschmitzt

und flüstere: Geschwind,


greif zu und zupf die Blätter mir

vom sonnengelben Rund.

Ob er dich liebt, verrat ich dir

noch jetzt, in dieser Stund'.


Schon sucht die Hand ihr blühend' Ziel,

Doch soll ich ohne Not

ein Blümchen quäl'n, aus Spaß am Spiel,

und nachher ist es tot?!


Das will ich nicht, drum zähl' ich schlicht

am lebenden Objekt.

Er liebt mich! Nein, er liebt mich nicht!

Ich weiß, die Wahrheit steckt


in einem Blättchen, das hier wächst.

So such ich Stund' um Stund'

nach ihr, doch es ist wie verhext:

Kaum denk ich, ich bin rund,


da schüttelt das Maßliebchen sich

und ich hab mich verzählt.

Verflixt nochmal, wie ärgerlich!

Wenn mir nun eines fehlt!?


Solange das nicht sicher ist,

beginn ich stets aufs Neu'.

Und wenn du mich im Herbst vermisst,

dann lieg ich wohl im Heu ...

Der Tag fängt ja gut an ...


Draußen wird es langsam heller.

Ich kann hör'n, wie du dich reckst

und mein Herz schlägt etwas schneller,

bin gespannt, wie du mich weckst.

 

Augen zu und bloß nicht regen,

denn ich möchte ja so tun,

als würd' ich, des Weckens wegen,

noch in Morpheus' Armen ruh'n.

 

Wirst du mich ganz leis' berühren

und mit deinem Daumenpaar

meinen Nacken sanft massieren?

Oder streichst du mir durchs Haar?

 

Wirst du zärtlich an mir nagen

kosend knabbern links am Ohr?

Ach, es kribbelt schon im Magen,

stell' ich mir dein Tun nur vor.

 

Da, jetzt drehst du dich zur Seite ...

Schwingst die Beine aus dem Bett?

Das ist ja 'ne schöne Pleite!

„Ich muss dringend aufs Klosett“,

 

murmelst du und suchst die Puschen,

schlurfst zur Tür und sagst: „Ich geh'

mich rasieren und dann duschen.

Stehst du auf und kochst den Tee?“


DU sprichst von Verlassen ...?


DU sprichst von Verlassen?

Und hoffst, ich werd' hassen

dich?

Nein, so viel Gefühle bist du mir nicht wert.

 

Du hast nur belogen,

benutzt und betrogen

mich.

Du hast dich um mich einen Sch***dreck geschert.

 

Als ich mich verrannte

und lichterloh brannte

mein Hoffen

und niemand den Schrei meiner Seele gehört,

 

da hast du gelacht,

hast das Feuer entfacht,

gabst offen

noch Zunder der Flamme, die gierig zerstört.

 

Ich stürzte die Stufen

hinab. Hab' gerufen

„Halt

mich fest“, doch du stelltest nur höhnisch dich taub.

 

Ich hab dir mein Leben,

mein Herzblut gegeben.

Kalt,

kalt lächelnd zertratest du's fröhlich im Staub.

 

Du willst, dass ich weine

um dich? Nein, nicht eine...

keine

der kostbaren Tränen verschwend' ich an dich.

 

Werd' dich nicht vermissen,

du kannst dich verpissen.

Zieh Leine!

Was du Liebe nennst, nein, das brauche ich nicht ...

 

Eskapaden


Du sehnst dich nach ihr Tag und Nacht.

Was hat sie dir erzählt,

was sie in jenen Nächten macht,

da dich die Sehnsucht quält

nach ihrem blauen Augen-Blick,

dem goldnen Haar? Sie schreckt

vor Halbwahrheiten nicht zurück,

beherrscht das Spiel perfekt.


Sie kann den Mann, der sie doch liebt,

nicht gut verlassen? Nein,

natürlich nicht! Was er ihr gibt,

zeigt sich in Münz' und Schein.


Du ließest für sie Frau und Kind

im Stich. Du wärst bereit!

So leidest du, vor Liebe blind,

und hoffst und spielst auf Zeit,

denn irgendwann fängt sie mit dir

ein neues Leben an!?

Du irrst! Du teilst dir dein Revier

nicht nur mit ihrem Mann.


Sie liebt den One-Night-Stand, knallhart,

das Quickie-Rendezvous.

Der Mann, den sie am meisten narrt,

bist du.


Fangnetz


brüchig ist es geworden

mit der Zeit

und instabil


die einst so starken Seile

aufgeraut

durch ständige Reiberei


die eine oder andere Faser

durchtrennt

vom Klang scharfer Worte


die verbindenden Knoten

gelöst

durch bohrende Zweifel


wie willst du mich auffangen

wenn ich falle


Geflicktem

schenke ich kein Vertrauen

Haftbar


er überfiel sie

mit seinem Charme

fesselte sie

mit seinen Geschichten

stahl

ihr Herz mit seinem Lächeln

und raubte

ihr den Schlaf


schließlich brachte er sie um

den Verstand

als er sie küsste


endlich stellte er sich

vor sie hin

und gestand

ihr seine Liebe


sie nahm ihn fest

in ihre Arme


jetzt sitzt er in Untersuchungshaft


das Urteil wird vermutlich

lebenslänglich

lauten


Haptisch


Hände, nach Berührung süchtig,

wagen sich nur zögernd vor.

Fingerspitzen streichen flüchtig

Seidensträhne hinters Ohr.

 

Kuppen folgen fragend Spuren

zweier Tränen, zeichnen schwach

und voll Wehmut die Konturen

weicher Lippen zärtlich nach.

 

Abschied grüßt schon aus der Ferne,

heut jedoch sind wir uns nah.

Unter einer Parklaterne

finden sich zwei Lippenpaar'.


H2O speziell für dich


Wenn ich ein Tropfen Wasser wär',

dann wär' ich gerne einer, der

dich labt und dich erfrischt,

die Stirn dir kühlt, den Durst dir stillt,

belebend aus der Dusche quillt,

mit anderen vermischt

vom Staub des Tages dich befreit.

Zwar müsste ich von Zeit zu Zeit

verdunsten, aber ich

käm bald zurück – per Kreisverkehr!

Wie gern ich doch ein Tropfen wär,

und zwar speziell für dich!


Doch was, müsst' ich der Tropfen sein,

der wirkungslos auf heißem Stein

verdampft – und unnütz ist?

Gar der, der unbedacht das Fass

zum Überlaufen bringt, so dass

du wütend auf mich bist?



* * *


Was sagst du? Lieber wär' es dir,

ich wär' nicht Wasser, sondern Bier?

Hast du das klug durchdacht?

Bedenk', ich könnt DER Tropfen sein,

der dich mit andren im Verein

zum Pinkeln zwingt bei Nacht …


 

Kardial


Ich hab' dich gestern, tut mir leid,

aus meinem Herz gerissen.

Du machtest dich in letzter Zeit

für mein Gefühl darin zu breit,

warst Biss für mein Gewissen:


Das Plätzchen, das ich dir geschenkt,

war eigentlich vergeben.

Du hast mein Denken umgelenkt,

die Andren Stück für Stück verdrängt.

Du brachtest meinem Leben


Verwir(r)belung durch frischen Wind.

Das Alltagsgrau wich Farben.

Ich war so glücklich wie ein Kind

und wusste doch, die Stunden sind

gezählt. Es bleiben Narben.


* * *


Ich hab's versucht! Mein Freund, verzeih,

ich habe dich belogen:

Mein dummes Herz gab dich nicht frei.

Es hielt dich fest, ganz einerlei,

wie sehr ich auch gezogen.


So hab' ich schließlich resigniert

und dann mein Herz ganz sachte

vermessen und neu formatiert

und voller Staunen registriert:

's ist größer, als ich dachte ...



Im Verhältnis


Ach, wie gerne würd' ich sagen:

Komm zu mir und halt mich fest.

Doch verflixt, ich darf's nicht wagen,

weil das „Aber“ mich nicht lässt,


dieses Wenn-und-Dann-Gefüge,

Leben im Konditional.

Konventionen fordern Lüge,

Schweigen wird zu täglich Qual ...


Stetes Könnte-würde-hätte

tötet jedes „Impulsiv“.

Im Korsett der Etikette

lieben wir im Konjunktiv ...

Kreislauf


vergiss ihn

mahnt der Verstand

es sind nur Worte


das Herz aber

das törichte

genießt den Höhenflug

bis zum Schweigen


siehst du

triumphiert der Verstand

abgestürzt ...


... aber schön war es doch

lächeln die Scherben

etwas trotzig


sie wissen ja

um die Heilkraft

neuer Versprechen


Metaphysisch


Erbarmungslos hält stundenlang

mich wirrer Traum gefangen.

Ich wache auf, das Herz so bang,

und denke voll Verlangen


an deine Finger, die mein Haar

voll Zärtlichkeit zerwühlen.

Du bist mir fern – und doch so nah,

fast mein' ich, sie zu fühlen


in meinem Nacken, deine Hand,

des Daumens sanfte Stärke;

ein metaphysisch starkes Band ...

Ich lass' mich fallen, merke


mir wird ganz leicht und wohlig warm.

Mit einem Lächeln gleite

ich sanft zurück in Morpheus Arm,

dein Geist an meiner Seite ...


Kopftheater - Trilogie


Die Augen zu, den Vorhang auf,

Gedanken frei zum ersten Akt.

Das Kammerspiel nimmt seinen Lauf.

Das Herz schlägt den Dreivierteltakt.


Das Drehbuch schreibt die Fantasie.

Von Zukunftsträumen assistiert,

führt die Erinnerung Regie,

und mit viel Liebe arrangiert


sie Tag für Tag die Szenen neu,

baut laufend die Kulissen um.

Die Hauptdarsteller sind wir zwei

und ich allein das Publikum.


* * *


Die Augen auf, das Stück ist aus.

Der Vorhang fällt – Geschenk auf Zeit.

Mein Lächeln spendet stumm Applaus.

Willkommen in der Wirklichkeit.


Welch Narr du bist!

Glaubst, die Hauptrolle zu spielen,

und hast nicht einmal erkannt,

dass deine Bühne nur Nebenschauplatz ist.

Einer von vielen.

 

Hast du vergessen,

wie trügerisch Erinnerung sein kann?

Und wie bedingungslos

hast du dich ihr anvertraut,

ihr und deinen Träumen die Regie überlassen

in deinem Kopf-Theaterstück.

 

Merkst du nicht,

dass die Stichworte immer seltener,

deine Monologe immer länger werden?

 

Mach die Augen auf,

ehe das,

was als Lustspiel begann,

als Tragödie endet.

 

Dein Publikum wird es dir danken.

Irgendwann


Einmal noch die Augen schließen;

einmal noch den Duft genießen

der geschenkten Illusion ...

Längst gespielt die letzte Szene.

Du und ich – verschied'ne Pläne.

Schlussakkord – der letzte Ton.


Staubkorntanz in Wunschkulissen,

Drehbuch abgenutzt, zerschlissen,

grau verblasst das letzte Wort,

das die Fantasie geschrieben.

Nur Erinn'rung ist geblieben,

Träume längst zerplatzt und fort.


Tränen meine Wangen netzen.

Dunkelrot hängt Samt in Fetzen.

Heb' ihn an ein kleines Stück.

Wehmut nistet in den Falten,

schemenhafte Wir-Gestalten

fliehen meinen suchend' Blick.


Bitter der Enttäuschung Pille.

Lausche in der schalen Stille

letztem Nachhall von Applaus.

Stopp! Ab jetzt gilt: Augen offen!

Nicht mehr wünschen, nicht mehr hoffen.

Kein da capo. Fine. Aus.