Himmelspuzzle


Auf der Zugspitze


zarte Nebelschleier im Tal

lautlos

alles Gestern

geheimnisvoll umhüllend

 

blaue Himmelsseide über mir

schwerelos

das Heute

unendlich überspannend

 

schneebedeckte Gipfel in der Ferne

vom goldenen Licht

des Jetzt

verschwenderisch übergossen

 

ich breite meine Arme aus

leicht – so leicht

 

Lachen perlt in gläserne Stille

frei – so frei

 

Gedanken gehen auf die Reise

weit – so weit

 

ins Morgen

zu dir

 



Konturen


Hügelketten

dunkelgrau

schwerelos in milchigem Weiß


Baumkronen

grauschwarz

schwebend über wabernder Wand


Kirchturmspitze

goldblitzend

auftauchend aus dem Nichts


Konturen

mit Weichzeichner

auf die Leinwand der Natur gemalt


Morgennebel

in den Bergen

Nacht am Meer


Versilberndes Mondlicht

tropft zwischen die Zweige,

geheimnisvoll tanzen die Schatten der Nacht.


Der Duft von Lavendel

betäubt meine Sinne.

Ich lausche dem Dunkel, ein Raunen erwacht.


Im Flüstern des Windes,

dem Rauschen der Wellen

ich hör' deine Stimme, die leis' zu mir spricht.


Im ewigen Wechselspiel

ziehender Wolken

vor'm Kreisrund des Mondes such' ich dein Gesicht.


Ich tauch' meine Hände

in salzige Seide,

die funkelnd sich kräuselt. Gedanken entflieh'n.


Sie geh'n mit den Wellen

auf nächtliche Reise,

begleitet vom Mondlicht. Ich lasse sie zieh'n.


... atmet Blau


Salz und Sonne in den Haaren,

Wasser perlt auf nackter Haut,

Blicke folgen Wolkenscharen,

Finger streifen Dünenkraut.


Möwen majestätisch gleiten,

Mittler zwischen Meer und Land.

Muscheln, Spielball der Gezeiten,

glänzen rosarot im Sand.


Lausch' des Wattenmeeres Knistern,

Wind verweht Gedankengrau.

Wellengeister leise flüstern ...

...und die Seele atmet Blau.

 



Vom Regenbogen


wer immer nur

der Sonne huldigt

wird nie

die volle Schönheit

des Regenbogens

erfahren

denn sie entfaltet sich

hinter

dem Rücken

des Betrachters


Quak


Mein Garten ist sehr artenreich.

So lebt in meinem Gartenteich

die Großfamilie Quak.

Frau Quak ist grün und ziemlich bleich,

ihr Ehefrosch bewacht den Laich

und quakt - nicht nur am Tag.

Doch leider liegt der Gartenteich

im absoluten Nahbereich

des Hauses, dass bei Nacht,

lieg ich im Bette, daunenweich,

die Froschgesänge, ariengleich,

mich um den Schlaf gebracht,

weshalb ich in den Garten schleich.

Dort greif ich mir den Spaten gleich

und schippe meinen Gartenteich

zu.

Jetzt ist Ruh'.

Vor dem Gewitter


fahlgelbe Stille

dröhnt unwirklich

in Ohren


windlose Schwüle

legt bleischwer

Ring um Herz und Brust,

drückt schweißig

feuchten Film

auf unbewegte Haut


Heckenrosenduft

senkt sich betäubend

auf Sinne,

raubt Atem


Welt unter Glasglocke


fernes Grollen

verspricht

Erlösung



Wolke sieben ...


Es trafen sich, ich glaub, in Mainz,

die Wolken Nummer drei und eins.

Da sprach die eins zur drei: Heut Nacht,

da ball' ich mich mit Wolke acht

zur kräftigen Gewitterfront

am Horizont.

Du kannst uns unterstützen.

mit Donner und mit Blitzen.


Das hörte Wolke Nummer zehn,

so quasi im Vorüberwehn,

und rief: In eurer Mitte

wär' ich so gern die dritte!

Bitte!


Sie war im Rechnen immer schwach …

Jetzt wurde Wolke fünfzehn wach

und schloss sich an mit Nummer vier.

Die flog gleich links, nein rechts von ihr.


So zogen nun zu später Stund'

sechs dunkle Wolken im Verbund

zum Zwecke der Schlechtwetterfront

gen Horizont.


Nur Wolke sieben, groß und mächtig,

flog bedächtig

hinterdrein

und sprach ganz fein:

Ich darf in meinem Wolkenleben

rosa durch die Gegend schweben,

weil Verliebte auf mir sitzen!

Muss nicht regnen und nicht blitzen,

denn sonst ist es ja vorbei

mit der zarten Träumerei.

 

Während sie so sinnend glitt,

da glitt sie mit den andren mit.

Und plötzlich war sie, volle Breite,

mittendrin – 'ne schöne Pleite!

 

So geschieht's seit jenen Zeiten,

dass Verliebte, die nie streiten,

Händchen halten, Küsschen geben

und auf Wolke sieben schweben,

wenn am Ehehimmel plötzlich

unerwartet, wie entsetzlich,

sich mal dunkle Schatten ballen,

kräftig aneinanderprallen

und mit Blitzen und mit Knallen

sich entladen, Donner hallen …

 

dann aus allen Wolken fallen.