Dunkles Grau verschattet Farben,
trüb erscheint das Tageslicht.
Neuer Schmerz in alten Narben …
Flüchte mich in ein Gedicht.
Misse deine Stimme. Leise
summ' ich unsre Melodie,
gehe auf Gedankenreise,
bin getröstet – irgendwie.
Und dann grüßen deine Hände
und dein kecker Schulterblick
mich vom Foto – sprechen Bände …
Zaghaft lächle ich zurück.
Er seufzt: "Ich bin nun mal kein Mann
wie aus dem Mädchen-Bilderbuch!
Kein Typ, der alles weiß und kann.
Ich scheitere schon beim Versuch,
den Wasserhahn zu reparier'n.
Zum Smalltalk hab ich kein Talent.
Ich kann mit Schönheit nicht brillier'n
und bin ein Fettnapf-Abonnent."
Sie lächelt: "Doch du bist ein Mann
mit Charisma und Charme. Ein Typ,
mit dem man Pferde stehlen kann,
humorvoll, ehrlich, klug und lieb!
Was reparier'n? Kann man zu zweit!
Ich brauche kein Allround-Genie,
erst recht nicht Oberflächlichkeit.
Was stimmen muss, ist die Chemie.
Ich hab ein eig'nes Buch im Sinn,
in dem's allein um dich nur geht.
Dann kannst du sagen: Ja ich bin,
ein Mann, wie er im Buche steht."
Brunhild (Samstag, 04 Mai 2019 19:10)
Liebe Gunda, wie immer genial! Du hast es getroffen, mit Witz und wunderbaren Bildern. LG Brunhild
Lächelnd gehen sie durchs Leben,
Hand in Hand – welch Szenerie …
„Streit?“, sagt er, „Hat's nie gegeben!
Unser ist die Harmonie!“,
plaudert über Nichtigkeiten,
weichgespült, thematisch seicht,
fragt: „Warum soll man sich streiten,
wenn man sich im Denken gleicht?“
Vorsichtig Kritik zu üben,
öffnet zögernd sie den Mund,
doch den schönen Schein zu trüben
sieht sie letztlich keinen Grund.
Sich durch kontrovers geführte
Diskussion den Tag verleiden?
Aber nein! Sie sind versierte
Meister im Konfliktvermeiden …
Und so lächeln beide weiter,
Lethargie als Glück maskiert,
immer innig, immer heiter,
bis der Tod sie einkassiert.
Holde Einfalt: Null Akzente,
immer Friede, niemals Zwist!
Jeder weiß, dass permanente
Langeweile tödlich ist.
Brunhild Hauschild (Sonntag, 17 Juni 2018 20:36)
Also, Gunda, wie aus dem Leben gegriffen, Du hast so normale, einfache Worte für das gefunden, was viele Ehen vergiftet. Klingt wieder so leicht und so
schlüssig, Du bist ein Genie!
Mach weiter so!!!
Alles Liebe Bruni
Gunda (Montag, 18 Juni 2018 07:44)
Danke, Bruni. Das vorbild war tatsächlich ein Ehepaar, das von sich behauptete, nie zu streiten. Ich gebe allerdings zu, sie hatten keine Langeweile in ihrer Ehe ... LG Gunda
Ich nehm' einen schneeweißen Tag aus dem Leben
und füll' die Konturen mit leuchtendem Blau,
setz' zartgrüne Striche darauf und daneben
zwei Tupfer Orange und ein helllichtes Grau.
Ich sorge für rote und goldne Akzente.
Die Freundschaft, die Hoffnung, die Freude am Sein,
die Weisheit, die Leidenschaft, Sonnenmomente,
all das fließt in diesen Magie-Tag mit ein.
Mit Bildern und Düften, Musik und Gedichten
verzier' ich die Stunden, doch nur sehr bedingt,
dass Räume verbleiben für neue Geschichten,
gewoben aus dem, was die Zukunft uns bringt.
Mit viel Fantasie und mit Freude garniere
ich schließlich den Tag und verhülle ihn weich,
bevor ich ihn zigtausendmal dupliziere,
und lächelnd das Päckchen an dich überreich'.
Und all diese Stunden, Minuten, Sekunden,
die darin verborgen sind, bleibe ich dir
von Herzen verbunden,
bleibst du es auch mir …
Bei facebook gepostete Kommentare:
Astrid Westermann Wie schön, liebe Gunda!
Wir brauchen keine Brillen,
nicht Sauerstoffgerät
noch neoprene Hüllen.
Wenn es auf Tauchgang geht,
versinke ich in deine
Gedankenwelt und du
vertiefst dich in die meine.
Wir kennen kein Tabu.
Ich kann dein Denken schmecken
und du das meine seh'n.
Einander so entdecken,
sich nonverbal versteh'n,
Geheimnisvolles teilen,
das uns allein gehört,
im Zweisamland verweilen
wo uns kein Dritter stört,
um deine Stimmung wissen,
trotz Ferne nah dir sein,
das möcht' ich nie mehr missen,
sagst du, doch ich wend' ein:
Manch liebevoll Gedachtes
schmeckt schal, wenn man nur schweigt.
Erst die Betonung macht es,
dass Gänsehaut sich zeigt …
Wohl möcht' ich in dir tauchen,
doch bitte, ab und zu
gönn mir mit sanftem Hauchen
ein leis' gesproch'nes „Du“ …
„Wir brauchten keine Brillen,
nicht schweres Sauerstoffgerät
noch neoprene Hüllen!
Wenn auf Tauchgang geht,
versänke ich in deine
Gedankenwelt und du
vertieftest dich in meine.
Es gäbe kein Tabu!
Du könnt'st mein Denken schmecken
und ich das deine farbig seh'n.
Einander so entdecken“,
sagst du, „das wär' doch schön!“
„Oh ja, ich fänd' es herrlich,
sich wortlos zu versteh'n“,
sag ich, „doch auch gefährlich!
Du könntest Bilder seh'n
die Unmut in dir wecken,
weil bunt Gedachtes grau dir scheint;
ich könnte Bitt'res schmecken,
das würzig du gemeint!
Oft brauch ich eine Weile,
mein Denken zu sortier'n,
Eh' ich es mit dir teile,
möcht' ich es formulier'n,
in klare Worte kleiden,
von Blicken, Gesten eskortiert,
um alles zu vermeiden,
was Missversteh'n gebiert.
Zwar könnt' uns niemand stören
beim Non-Verbal-Verkehr,
doch manches möcht' ich HÖREN
statt schmecken, bittesehr!
Und so manch lieb Gedachtes
schmeckt schal, wenn man nur schweigt.
Erst die Betonung macht es,
dass Gänsehaut sich zeigt …
Wohl möcht' ich in dir tauchen,
doch bitte, ab und zu
gönn mir mit sanftem Hauchen
ein leis' gesproch'nes „Du“ …
Über facebook gepostete Kommentare:
Karin Hartmann das ist ja wirklich etwas für die gänsehaut.einfach wundervoll
Kommentare:
Wilfried U. Marita Rüffer Das ist wirklich sehr schön. 🤗
Version 1:
„Und dann noch eins, bevor ich geh:
Ich hab dich lieb!“, sagt er ganz leis.
Sie streicht ihm nur durchs Haar und weiß,
ihr Schweigen tut ihm weh.
Ein "Ich dich auch ..." ist doch nicht schwer.
Sie mag ihn ja, bleibt dennoch stumm,
weiß selbst nicht mal genau warum.
Ihr Kopf ist völlig leer.
Ein letzter Kuss, dann ist er fort,
vielleicht für eine lange Zeit.
Verdammt, ihr Schweigen tut ihr leid!
JETZT formt ihr Mund das erste Wort ...
Version 2:
Und dann noch eins, bevor ich geh:
Ich hab' dich lieb!“, sagt er ganz leis.
Sie streicht ihm sanft durchs Haar. „Ich weiß!“
Der Abschied tut so weh …
Sie flüstert zärtlich: „Ich dich auch.“
Dann lächeln beide, schweigen still.
Sie seh'n sich wieder, so Gott will!
Es kribbelt tief im Bauch.
Ein letzter Kuss, dann ist er fort,
ein Wiederseh'n noch Theorie ...
Sie flüchtet sich in Fantasie.
Was sie verbindet: beider Wort.
warmer Hauch, Sommerlicht
Glanz im Haar und deine Hand
Blicke streicheln mein Gesicht
unverwandt
zarter Stups, leises Du
Tag-für-uns-gemacht-Gefühl
nur die Sonne schaut uns zu
Lippenspiel
Haut an Haut, voll und ganz
unaufhaltsam rinnt die Zeit
Fingerspitzenabschiedstanz
Traurigkeit
Obwohl die Sonne scheint: Mich friert;
trotz Licht herrscht Dunkelheit.
Ein Meisenpärchen tiriliert;
für mich klingt es wie Streit.
Der Blumen Duft erscheint mir fahl,
ihr Farbspiel matt und grau,
und Kinderlachen wird zur Qual.
Oh ja, ich weiß genau
woran es liegt. Ich weiß auch, wer
es ändern könnt' – und wie …
Denk drüber nach, es ist nicht schwer.
Mit etwas Fantasie
fällt dir bestimmt die Lösung ein …
Du weißt schon, wen und was ich mein'?
Fein …
Müde bin ich, geh zur Ruh'
schließe meine Augen zu
und mein Geist
flugs verreist
grad wohin es ihm gefällt
ach, beherrschten doch wir zwei
die luzide Träumerei
ich und du
Rendezvous
nächtens in der Zwischenwelt
beim Erwachen wären wir
zwar zurück im Jetzt und Hier
was die Nacht
uns gebracht
aber bliebe Wirklichkeit
die uns zwei allein gehört
und an der sich niemand stört
ging zur Ruh'
Augen zu
und ich träumt' mich aus der Zeit
Ich kann doch nichts dafür:
Gedanken zieh'n zu dir
und komm' sie nicht zurück,
dann fehlt ein Stück zum Glück.
Ich kann doch nichts dafür:
Oft hab ich's im Gespür,
fühlst du dich mies und leer;
dann fällt mir's Atmen schwer.
Ich kann doch nichts dafür,
denn du bist fern, ich hier.
Weiß ich nicht, wie's dir geht,
dann fühl ich mich verdreht.
Ich kann doch nichts dafür,
drum sei nicht bös mit mir.
Weißt, wie ich zu dir steh:
mit Punkt und o und ö!
Er lauscht – ihr letztgesproch'nes Wort
schwebt noch als Echo durch die Luft.
Seit Stunden ist sie wieder fort.
Sein Kissen trägt noch ihren Duft.
Sein Mund schmeckt noch ihr Lippenpaar
und seine Hand fühlt weiches Haar.
Ihr Shirt riecht noch nach seiner Haut,
sein Bild auf ihrer Netzhaut brennt.
Trotz langer Trennung eng vertraut,
weil Nähe keine Meilen kennt.
Ein warmer Strom Behaglichkeit
trägt sie getrost durch Raum und Zeit.
Brunhild (Dienstag, 07 März 2017 12:00)Endlich, liebe Gunda, ein neues Gedicht und wieder ein so liebevolles, aussagekräftiges, ansprechendes!Danke!!!
Gunda (Dienstag, 07 März 2017 13:34)Danke dir, du treue Leserin. Freue mich über deinen Eintrag!
Michael Stumpe (Dienstag, 07 März 2017 19:24) Ist nicht eine nonverbale Gedankenwelt immer nur die eigene? Der Blick, das Antlitz des anderen mögen vielsagend sein, aber sind sie nicht nur Katalysator für die eigene emergierende Gefühls- und Gedankenwelt? - Wie gut also, dass das Gedicht die Kurve kriegt und das Spürbarere des gesprochenen Wortes betont. - Aber was ist die Ferne, wo doch gemeinsames Sehen und Schweigen eine überaus kongeniale Angelegenheit ist? Die halsbrecherischste Übung, die im Gegenüber zu vollziehen ist, wie Botho Strauß einmal sagt. - Im Anfang des Gedichts schwingt auch Gefahr mit, denn so ein Tauchgang mag ein existenzielles Abenteuer sein. Zum Ende hin, so scheint es mir, taucht das Gedicht auf und kann das Versprechen der Tiefenerkundung nicht ganz einlösen. - Dass es mich aber angeregt hat, dir einmal wieder etwas zu schreiben, bedeutet, dass es ein ganz starkes und wunderbares Ding ist. :-); Lieber Gruß; Michael
Gunda (Mittwoch, 08 März 2017 10:13)
Moin, Michael, zunächst mal vielen Dank für deinen Kommentar. Ich werde mal versuchen, auf die einzelnen Punkte einzugehen:Ist nicht eine nonverbale Gedankenwelt immer nur die eigene?
Im Prinzip hast du Recht. Aber genau das Gegenteil ist ja der Ansatzpunkt des Gedichtes. Das LI und das LDu sind (in dem Gedicht, versteht sich) WIRKLICH in der Lage, jeweils in die Gedankenwelt des Anderen einzutauchen, also nicht nur die vermeintlichen Gedanken anhand von Gesten und Blicken zu erahnen, sondern sie tatsächlich lesen (oder schmecken oder sehen) zu können, als seien es die eigenen, denn … (siehe weiter unten)
Der Blick, das Antlitz des anderen mögen vielsagend sein, aber sind sie nicht nur Katalysator für die eigene emergierende Gefühls- und Gedankenwelt?
Jepp. Im „Normalfall“ ist das natürlich so. Hier aber (siehe oben) geht es um zwei Individuen, denen das Antlitz des jeweils Anderen NICHT permanent vor Augen ist resp. sein kann. Und gerade deshalb kommunizieren sie auf diese nonverbale Weise auch über geografische Hindernisse hinweg.
Wie gut also, dass das Gedicht die Kurve kriegt und das Spürbarere des gesprochenen Wortes betont. - Aber was ist die Ferne, wo doch gemeinsames Sehen und Schweigen eine überaus kongeniale Angelegenheit ist?
Hier gilt ebenfalls: Siehe oben. Es ist eine reale Ferne gemeint.
Die halsbrecherischste Übung, die im Gegenüber zu vollziehen ist, wie Botho Strauß einmal sagt. - Im Anfang des Gedichts schwingt auch Gefahr mit, denn so ein Tauchgang mag ein existenzielles Abenteuer sein.
Hier musste ich laut lachen, denn ich fühlte mich durchschaut. Der erste Entwurf des Gedichtes war sehr viel länger und beinhaltete genau diese Gefahr, nur Gedachtes, dem ja u.A. die Betonung des Gesprochenen fehlt, leicht missdeuten zu können.
Zum Ende hin, so scheint es mir, taucht das Gedicht auf und kann das Versprechen der Tiefenerkundung nicht ganz einlösen.
Eben :o)
Dass es mich aber angeregt hat, dir einmal wieder etwas zu schreiben, bedeutet, dass es ein ganz starkes und wunderbares Ding ist. :-)
Ich danke dir. Ich habe deinen Kommentar mal als Anregung genommen, doch noch die Urfassung des Gedichtes hier einzustellen, und sei es nur zu Diskussionszwecken. Also siehe oben rechte Seite. Liebe Grüße; Gunda